Inhalt einer kühlen Beziehung

von Arina Molchan

Im Kühlschrank liegt eine geköpfte Zwiebel, ein altes, grauweißes Schweinespeckstück und ein kümmerlicher Rest Käsekuchen. Die Gabel steckt drin, zwar nicht mehr aufrecht, aber sie steckt. Ich stecke auch fest: essen oder es sein lassen? Ich schnüffel am Schweinespeckstück – riecht ranzig. Die Zwiebel riecht gar nicht mehr, sie ist nur noch verdächtig weich, wie Zwiebeln es nicht sein sollten. Also der angeknabberte Käsekuchen. Ich weiß genau, wessen Zahnabdrücke die Stelle markieren, an der einmal die Spitze des Stücks gewesen ist – nämlich deine!

Ich nehme den Käsekuchenteller – er klebt an der Kühlschrankglasplatte fest, für kurz, will sich nicht trennen von etwas, was vor langer Zeit darauf ausgelaufen war. Ich kanns nachfühlen – wir halten alle an irgendwelchen sinnlosen Dingen fest, aus purer Melancholie meistens. Der Tellerboden schmatzt und die Gabel fällt vor Schreck um. Ich lasse die Käsekuchenkrümel dem Schweinespeckstück und der Zwiebel – sollen sie doch wenigstens einander Gesellschaft leisten – und schließe den Kühlschrank.

Ich esse im Stehen – du warst ja so geizig und hast sogar die Stühle mitgenommen. Aber noch gemeiner ist: Du hast den Käsekuchen nicht abgedeckt und er hat sich so sehr mit der zwiegespaltenen Zwiebel angefreundet, dass er jetzt nach ihr riecht und nach ihr schmeckt. Ich kippe den Käsekuchen in den Mülleimer. Bleibt also nur noch der Speck.

Ich schneide ihn und denke: Vielleicht sollte ich dich anrufen, sagen, dass du zurückkommen kannst. Dir gehts bestimmt schlechter als mir, so ganz ohne Speck und Käsekuchen.

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