An Tagen wie heute frage ich mich: Warum lebe ich so, wie ich lebe?
Autor: Alexander Wachter
Fehlplatziert
Immer wenn ich Lebensmittel in Supermärkten sehe, die offensichtlich am falschen Platz stehen, denke ich mir Geschichten über die Menschen aus, die sie dorthin gestellt haben. Hier sind vier davon.
Enttäuschung
Nur unerfüllte Erwartungen sind hier zu finden. Am besten gar nicht darauf klicken.
Gedanken reisen
von Alexander Wachter In Gedanken gehe ich zurück zu unseren Gesprächen, auf dem Bett liegend. Meine Socken wandern die Wand hoch, meine Gedanken deinen Worten nach. Durch das Smartphone höre ich dich: jedes kehlige Lachen, jede fragende Stirnfalte. Den Kontinenten zwischen uns zum Trotz, fühlst du dich nah an. Ich gehe zurück und ich kuschele…
Wenn die Erde ein Reiskorn wäre
Jeder Mensch verfügt nun über genug Essen zum Überleben. Die weltweite Hungersnot wurde gelöst.
Wärmeisoliert
von Alexander Wachter Lombardei März 2020. Überalldiese rastendenTürgriffe, flimmernd gefliest undeingeigeltin Nachrichten serieller Übertragungen,beliefert mit Hilflosenund behüteten Topfmaskenjener Liebkosungenbei denen Flatscreens Energie tanken. Manche erleben ihn,den Wärmemodus,manche nicht. Lattenroste werden gesäubertvon jenen Fieberkissen,die Klopapier auch nicht beruhigt.Zu spät die Hilferufermit Beatmungsgerätenverzweifeln an den Nachleidenarbeitsarmen Zusammenhalts – es bleibt der Abstand.
Leseprobe: Am Ende bin ich
Aus dem Debütroman: Die meisten Geschichten beginnen am Anfang, meine begann mit Aurora. Wir hatten uns in einem Zugabteil kennengelernt. Der Zug bremste, und ihr Koffer fiel auf meinen Schoß. Sie entschuldigte sich, ich verliebte mich. Da waren ihre Augen, ihre Finger und ihr Lachen, das ich immer und immer wieder hören wollte. Wo sie denn aussteige, fragte ich sie. »In München«, antwortete sie. »Cool, ich auch!« Es knisterte. Beim Aussteigen hatte ich ihre Telefonnummer und sie all meine Gedanken.
Ohne mich
Ich versuche zu verstehen, zittere. Du drehst dich um, schläfst. Dein Atem saugt mir die Luft aus den Lungen. „Dann habe ich eben Spaß mit anderen Frauen“, sagst du. „Ich verdiene eine Auszeit von dir.“
Über Stille und dich
Am Ende einer Beziehung möchte man vom Erlebten träumen, befreiter Bahnfahren, nichts mehr hinterfragen – doch ich komme nicht von dir los.