Ein Gemeinschaftsroman von Alexander Wachter, Annika Kemmeter, Arina Molchan, Ina Maschner, Lydia Wünsch, Nina Lischke, Verena Ullmann und Victoria Grader.
Ein Knall. Die Bühne des Tempels war plötzlich leer, die Sängerin hinter den Vorhang zurückgewichen. Den Rücken an die Wand gepresst suchte sie mit ihren Händen nach Halt. Sie schloss die Augen, doch das Bild hatte sich bereits in ihre Netzhaut eingebrannt: Da lag sie, Verena Pfuhlmann, die Besitzerin des Tempels. Die Augen aufgerissen, ihre blassen Arme verdreht. Blut sickerte aus ihren dunklen Locken.
Die ausgestellten Senchi-Hüte warfen skurrile Schatten an die Wände des Münchner Szene-Lokals, in dem heute die Vernissage von Aniko Senchi stattgefunden hatte. Das Publikum, das vor wenigen Augenblicken noch Munich Mules aus Kupferbechern geschlürft und in Quinoa-Bowls nach Babyspinatblättern gestochert hatte, griff zu den Smartphones. Kleine Kameralichter huschten durch den Tempel. Das Schweigen, das den Raum für einen Moment ergriffen hatte, gab allmählich einem Raunen Platz.
Eine Frau mit bunten Bändern im Haar, die man hier als „die Wahrsagerin“ kannte, schien den schicksalhaften Verlauf des Abends vorausgesehen zu haben. Ihr schrilles Lachen erfüllte den Raum und ließ das Gesicht der Hut-Künstlerin Aniko Senchi neben ihr versteinern. „Vreni! Nein!“, schrie diese. Aniko kämpfte sich zwischen den Stühlen zum Unglücksort durch.
Ein Mann mit einem schwarzen Hut tauchte wie aus dem Nichts vor der Bühne auf. „Lassen Sie mich durch!“, rief er. „Ich bin Privatermittler Marty Trapington. Fassen Sie nichts an!“ Er schob sich an der aufgelösten Influencerin Lydia Punsch vorbei, die sich von zwei Männern stützen ließ, schwenkte seine Lizenz vor den Gesichtern der Gäste und rempelte dabei den sportlichen jungen Mann um, der wie immer viel zu kurze und zu enge Hosen trug. Der Teller mit dem Nizza-Salat fiel neben meinem Lieblingsplatz zu Boden und Thunfischgeruch erfüllte die Luft. Trapingtons Assistentin versuchte währenddessen, Aniko Senchi aufzuhalten „Bitte, bleiben Sie zurück! Die Polizei wird auch gleich hier sein und der Krankenwagen …“ Sie packte die Hut-Künstlerin an den schmalen Schultern, wobei sie sie mehr stützte als zurückhielt. Dann sah allerdings auch sie, dass kein Krankenwagen mehr nötig sein würde.
Neun gescheiterte Persönlichkeiten und ein Mord. Damit beginnt dieser skurrile Kriminalroman.
Alle neun Personen treffen an verschiedenen Punkten ihres Lebens zusammen. Alle werden vom Leben ausgepeitscht und scheitern auf so liebenswerte Weise, dass es fast schon auffällig ist. Die Szene-Bar „Der Tempel“ ist ihr Treffpunkt und jeder verdächtig, den Mord an Tempelbesitzerin Verena Pfuhlmann begangen zu haben. Oder war es doch nur ein Unfall?
Lest im nächsten Kapitel weiter, um das herauszufinden: Kapitel 1 – Heiliger Boden
Auffällig Unauffällig ist ein Gemeinschaftsprojekt der Prosathek. Jede(r) Autor:in hat einen Charakter geschrieben. Verena Ullmann hat darüber hinaus auch diesen Prolog verfasst.
Die Verdächtigen:
Marty Trapington geschrieben von Annika Kemmeter
Annika Zentmayer (aka Aniko Senchi) geschrieben von Arina Molchan
Marina Molch geschrieben von Annika Kemmeter
Victoria Burana geschrieben von Ina Nádasdy
Ina Násowasz geschrieben von Victoria B./Annika Kemmeter
Aeneas von Wahle geschrieben von Alexander Wachter
Alexander Sachter geschrieben von Lydia Wünsch
Lydia von Wahle (geb. Punsch) geschrieben von Verena Ullmann
Verena Pfuhlmann geschrieben von Nina Lischke


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