Im Grenzgebiet

„Willkommen im militärischen Sperrgebiet, meine Dame. Vielleicht findest du hier etwas von dem, was du suchst.“
Karine sah ihn entgeistert an. „Was soll das?“
„Was sagst du zu meiner Überraschung?“ Tigran lächelte. „Willkommen in Ani!“ Er klang unbeschwert. „Also gut, willkommen bei Ani.“ Und er führte sie an den Gipfelrand des Hügels.

Die Taxifahrerin

Ich muss wohl einen tiefen Seufzer von mir gegeben haben. Als ich antworten wollte, kam zu meiner Überraschung kein Laut heraus, als wäre der Weg zu meiner Stimme durch etwas blockiert. Ich versuchte mich zu räuspern und merkte zu meiner Erschütterung, dass etwas in mir aufsteigen wollte. Etwas warmes, gewaltiges und völlig unpassendes, ja um nicht zu sagen: unmännliches. Ich würde anfange zu weinen.  

Einsamkeit

von Nina Lischke Einsamkeit, das ist nach außen frei sein und nach innen eingeengt, ist zentnerschwer aber nicht zu greifen, lässt sich nicht fangen und entsorgen, einfach mal so. Einsamkeit, das ist schweben in einem luftleeren Raum, ohne Halt und ohne Sicherung. Einsamkeit ist nicht all-eine sein, wenn man sich selbst nicht ausreicht, den Platz…

Leseprobe Roman: Rosies Wunderkind

Mit Almanzo änderte sich sowieso alles. An dem Tag seiner Geburt lernte Rosie ein Gefühl kennen, das viel gewaltiger war, als sie es bislang gekannt hatte. Ihr wurde klar, dass von nun an nichts mehr so sein würde wie vorher. Nie mehr würde Rosie sich selbst genügen. Nie mehr zufrieden sein, wenn das Kind in ihrem Arm es nicht war. Almanzo: ihr kleiner Pirat. Ihr Wunderkind.

Wolkenkuss

Ich weiß, ich bin zu emotional,
ich lasse dich nie in Ruhe,
hüpfe umher von Wolke zu Wolke.
Jeder Sprung eine neue Emotion.

Verheißung

von Verena Ullmann Leg dich auf den Schotterweg. Ist er breit genug für deine Ängste? Leute steigen über dich. Sie sehen die hohen Wellen nicht, hören nur die nächste S-Bahn kommen. Du überlegst wie jede Woche: Alte Freundschaft leuchtet leider und stellt die Reste in den Schatten. Ihr redet über Nichtigkeiten. Sagt „Meld dich mal“…

Verschüttet

von Nina Lischke Die Luft ist staubig und dick. Ich bin eingepfercht, fühle mich wie ein Stück Holz, das in der Werkbank eingespannt wurde. Diese Schmerzen überall. Das letzte Mal fühlte ich mich so nach meinem Sturz aus dem 1. Stock, als meine Schwester und ich Madita nachgespielt hatten. Ich spüre das kleine Wesen in…