von Verena Ullmann
Leg dich auf den Schotterweg. Ist er breit genug für deine Ängste? Leute steigen über dich. Sie sehen die hohen Wellen nicht, hören nur die nächste S-Bahn kommen. Du überlegst wie jede Woche: Alte Freundschaft leuchtet leider und stellt die Reste in den Schatten. Ihr redet über Nichtigkeiten. Sagt „Meld dich mal“ und meint es nicht. Vergiss nicht wieder, nach oben zu blicken! Der Himmel schillert, wenn man die Steine spürt, die Wellen wegdenkt, die S-Bahn ignoriert. Leg dich hin, der Länge nach. Dein Name ist weder Nacht noch Angst, dein Alter tropft wie warmes Wachs, deine Heimat suchst du in meinem Blick (– das wird später wichtig, noch siehst du mich nicht). Mein Versprechen glimmt auf im Wind, der den Schotter, das Schillern und dich berührt. Seit Jahren zitterst du im Dunkeln und tust, als wüsstest du von nichts. Bald rücke ich die Sonne ins rechte Licht. Ich tu das für dich und ich meine es so.
Erschienen in der 4. Ausgabe der Online-Literaturzeitschrift Das Prosastück.