Ein Gemeinschaftsroman von Alexander Wachter, Annika Kemmeter, Arina Molchan, Ina Maschner, Lydia Wünsch, Nina Lischke, Verena Ullmann und Victoria Grader.
Ist dies dein erstes Kapitel von Auffällig Unauffällig? Dann starte am besten am Anfang: Auffällig Unauffällig – Prolog
Aeneas
Als Aeneas und Lydia aus der Hotellobby traten, empfing sie das geschäftige Treiben der Stadt. In der Luft lag eine Mischung aus Parfum und dem Uringestank der Seitenstraßen. Ihr Chauffeur wartete bereits auf sie. Aeneas bewunderte Lydias Eleganz, als sie in ihrem grauen Abendkleid anmutig in die Limousine stieg. Das Kleid war am Rücken tief ausgeschnitten, so dass man den Ansatz ihres Strings erahnen konnte.
„Du siehst zum Anbeißen aus“, sagte Aeneas, nachdem auch er eingestiegen war.
„Das Kleid ist unglaublich, nicht? Ich liebe es auch.“ Lydia schenkte ihm ein herzliches Lachen. „Danke nochmal dafür.“
Sie rutschte näher zu ihm heran und Aeneas legte den Arm um sie. „Nichts zu danken.“
„Ich freu mich schon so auf die Gala. Meinst du, es werden viele Promis da sein?“
„Ja, bestimmt. Die lassen sich doch keine Gelegenheit entgehen, für ihre Wohltätigkeit im Rampenlicht zu stehen.“ Lydias Augen funkelten bei seiner Antwort. Sie holte ihr Smartphone heraus und nahm einige Videos und Fotos für ihre Follower auf. Aeneas bemühte sich eine vielfältige Mimik an den Tag zu legen, aber nachdem Lydia ihm gesagt hatte, dass sein Gesicht unvorteilhaft aussehe, wenn er es so verziehe, beschränkte er sich auf ein Grinsen.
„Sehr schön. Wann sind wir da?“, fragte Lydia in ihr Smartphone starrend.
„Jeden Moment, Schatz. Wir reihen uns gerade in die Schlange für den roten Teppich ein.“
„Exciting!“ Lydia hibbelte mit ihren Füßen und vergewisserte sich ständig, dass ihr Makeup und ihre Frisur auch richtig saßen.
Tatsächlich warteten sie noch über eine Stunde, bis sie endlich am Teppich angekommen waren. Die amfar-Gala galt als offizieller Startschuss der New Yorker Fashion Week. Aeneas meinte auf Anhieb zwei bekannte Models aus der Werbung zu erkennen, die vor ihnen aus einer Limousine gestiegen waren. Er glaubte, die eine aus dem deutschen Fernsehen zu kennen, war sich jedoch nicht ganz sicher. Davor standen viele weitere Prominente, von denen die meisten Frauen waren, die glitzernde, eng anliegende Kleider trugen und Lydia im Schnitt um zwei Köpfe überragten.
Lydia hatte zu Aeneas Erstaunen jegliche Nervosität abgelegt, als sie aus der Limousine gestiegen war. Sie lächelte freundlich, aber nicht zu viel, stand aufrecht und setzte jeden ihrer Schritte bemessen und kontrolliert. Aeneas bot ihr seinen Arm an und sie hängte sich ein. Er hatte allerdings eher das Gefühl Lydias Anhängsel zu sein als anders herum. Des Öfteren schob sie ihn zur Seite und posierte allein für die blitzende Meute. Aeneas war das mehr als recht. Er mochte dieses Blitzlichtgewitter überhaupt nicht, fühlte er sich dabei doch immer einem epileptischen Anfall nahe.
Im Festsaal waren deutlich weniger Fotografen und er entspannte sich ein wenig. Lydia ließ ihr gleichbleibendes Lächeln fallen. „Alles okay, Schatz?“, fragte er sie.
„Nein, nichts ist okay.“ Sie ließ ihre Schultern sacken und schaute zu ihm hoch. „Der Scheißteppich ist grau. Wieso ist er grau?“
Aeneas hob die Schultern. „Naja, ich schätze, sie wollten bescheiden wirken. Ist ja immerhin eine Benefiz…“
„Hätte ich gewusst, dass der Teppich grau ist, hätte ich mir ein anderes Kleid ausgesucht! Grau auf grau! Wie scheiße sieht das bitte aus?!“
„Och, ich finde, das gar ni…“
„Ach, du wieder“, unterbrach sie ihn. „Du hast keine Ahnung von diesen Dingen.“ Sie stürmte davon. Er wollte ihr hinterhereilen, doch bei ihrer Körpergröße wurde sie zu schnell von der Modelmasse verschlungen.
Aeneas wusste, dass Lydia sich beruhigen musste und dass es das Beste war, ihr ein wenig Zeit zu lassen. Dennoch fühlte er sich miserabel. Er wünschte, er könnte ihr helfen. Er drängte sich durch die Menge zu ihrem Platz und hoffte, sie dort sitzen zu sehen. Ihre Namensschilder standen einsam und verlassen nebeneinander. Keine Lydia weit und breit.
“Herr von Wahle, welch eine Freude, Sie hier zu sehen!” Manikürte Finger griffen nach seiner Hand. “Katharina Sterntahler von EcoMedian. Einfach toll, Sie einmal persönlich zu treffen.”
“Die Freude ist ganz meinerseits. Ihnen habe ich doch das wunderschöne Weinbouquet zu verdanken. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Anneliese, meine Sekretärin, sogar noch mehr.”
Katharina Sterntahler lachte überrascht. “Das war doch selbstverständlich. Nach allem, was Sie geleistet haben. Meine Freunde”, fuhr die junge Frau an die umstehenden Gäste gewandt fort. “Herrn von Wahle ist es zu verdanken, dass sogar die ärmsten Menschen in Zentralafrika mit hygienischen Spritzen versorgt werden können. Tausende Menschen verdanken ihm ihr Leben.” Eine Menge bewundernder Augenpaare starrte ihn an.
“Och, da müssen Sie Ihren und meinen Mitarbeitern danken und den Ärzten, die das Ganze ins Rollen gebracht haben.”
“Und bescheiden sind Sie auch noch! Ohne Ihr beherztes Eingreifen wäre das niemals möglich gewesen.” Sie schüttelte Aeneas noch einmal die Hand und bedankte sich bei ihm. Die Umstehenden folgten ihrem Beispiel, bevor sie sich zu ihren Plätzen begaben.
Nach und nach fanden alle Gäste ihre Sitzplätze und der Lärmpegel ebbte merklich ab. Zu guter Letzt kam Lydia – lachend und zwei junge Männer an ihrer Seite – durch den Raum geschritten. Aeneas stand auf, als sie näher kamen.
„Sie müssen also der sagenumwobene Ehemann sein“, sagte einer der Männer. Er hatte einen übergroßen Mund und tiefe Tränensäcke, die man trotz Make-up klar erkennen konnte.
„Der bin ich in der Tat“, sagte Aeneas. Er war nicht an einer Unterhaltung interessiert und vielleicht zeigte er es auch.
„Bae, das sind Pascal und William. Sie kommen auch aus Deutschland. Williams Vater gehört der SaintInterior-Konzern und Pascal führt einen erfolgreichen Modeblog. Er möchte mich in einem seiner Magazine haben.“ Lydia lachte, Aeneas nicht.
Pascal wandte sich an ihn. „Ihre Frau hat großes Potential. Sie ist wirklich umwerfend. Ich würde sie gerne einmal von allen Seiten ablichten.“
„Cool.“
„Na dann, euch noch einen schönen Abend. Vielleicht sieht man sich später noch. Lydia, ich habe deine Nummer.“ Er gab Lydia einen theatralischen Handkuss und verschwand mit William in der Menge.
Aeneas setzte sich stumm auf seinen Platz. Sein Kragen kam ihm plötzlich viel zu eng vor. Ein gräuliches Etwas schien in seinen Eingeweiden zu rumoren. „Wo warst du so lange?“
„Ich hab mich abgelenkt. Und genetworked. Wenn das mit Pascal funktioniert, wäre das einfach nur großartig.“ Sie drückte zärtlich seine Hand. Aeneas ließ es zu, erwiderte den Druck allerdings nicht.
„Ist irgendetwas mit dir?“, fragte ihn Lydia.
Aeneas schnaubte. „Egal“
„Was ist los?“
„Nichts.“ Er reckte seinen Kopf nach einem Kellner, fand jedoch keinen.
„Bist du etwa eifersüchtig?“ Lydia berührte sein Kinn und drehte ihr seinen Kopf zu. „Bae, du hast keinerlei Grund eifersüchtig zu sein.“
Aeneas senkte den Kopf. „Wie er dich angeschaut hat …“
Lydia lachte. „Ehrlich, Aeneas. Pascal ist schwul. Was machst du dir für Sorgen?“
„Sicher?“
„Hallo? Er führt einen Modeblog, hat einen reichen, stillen Typen an seiner Seite und verabschiedet sich mit einem Handkuss. Wie viele Hinweise brauchst du noch?“
Aeneas fühlte, wie frischer Sauerstoff in seine Lungen drang. „Okay, dann entschuldige ich mich. Ich weiß, ich muss nicht eifersüchtig sein, aber die Vorstellung, wie dich andere Typen anstarren… Ich brauche wirklich niemanden außer dir, Lydia.“
„Ich brauche auch niemanden außer dir, Bae.“ Lydia streichelte ihm über den Oberschenkel. „Dann genießen wir den Abend mal würde ich sagen.“
Irgendwie wurde das Bett kälter … „Lydia?“, nuschelte Aeneas verschlafen und öffnete die verklebten Augen. Er lag alleine in der Mitte des King Size Bettes in ihrer Flitterwochensuite, drehte und streckte sich. Er dachte an den gestrigen Abend. Die Gala war wirklich schön gewesen. Lydia hatte Spaß gehabt, und deswegen hatte auch Aeneas den Abend genießen können.
Auf dem Weg zum Bad hörte Aeneas ein undefinierbares Geräusch. Es klang nach einer jammernden Katze. Als Aeneas die Badezimmertür öffnete, sah er Lydia auf dem Klo sitzen.
„Oh, Entschuldigung!“ Er wollte den Raum sofort wieder verlassen, als ihm auffiel, dass das eigenartige Geräusch von Lydia stammte. Er sah genauer hin: Sie saß auf dem zugeklappten Klo, in Embryohaltung und tränenüberströmt.
„Schatz? Was ist los?“ Er eilte sofort zu ihr, doch als er vor ihr stand, wusste er nicht, was er tun sollte. Lydia schluchzte markerschütternd.
„Schatz? Schatz? Was ist los?“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie schlug sie weg.
„Geh weg! Ich bin hässlich!“, schrie sie ihn an, bevor sie weiterschluchzte. Ihre Augen waren gerötet.
„Was redest du denn, Schatz? Liebling?“ Aeneas versuchte es mit einer erneuten Annäherung und dieses Mal ließ sie es zu.
Sie schnäuzte in ein Stück Toilettenpapier. Dem zusammengeknüllten Papierhaufen auf dem Boden nach zu schließen nicht zum ersten Mal. „Alle hassen mich! Ich bin scheiße!“
„Wie kommst du denn darauf? Ist irgendetwas passiert?“ Lydia hielt ihm ihr Smartphone vor die Nase.
Es war ein langer Artikel über die gestrige Gala. Aeneas fing langsam an zu verstehen. Er scrollte durch den Artikel, bis er ein Bild von Lydia fand. Sie sah traumhaft darauf aus, mit ihrem süßen Lächeln und der anmutigen Pose. Die Bilderunterschrift lautete allerdings: Fehlgriff: Lyda von Wahles unvorteilhaftes Ralph & Russo-Kleid erinnert an einen schüchternen Wischmopp, der auf keinen Fall gesehen werden möchte. Klares No-Go.
„Ach Schatz, …“ Aeneas drückte seine Frau an sich.
„Lass mich!“, schrie Lydia ihn an, wehrte sich aber nicht gegen die Umarmung. „Sie haben nicht mal meinen Namen richtig geschrieben.“ Ein erneutes, tiefes Schluchzen drang aus ihrer Kehle.
„Da siehst du mal, wie viel Aufmerksamkeit der Reporter in den Artikel hineinsteckt, wenn er nicht mal deinen Namen richtig hinbekommt.“
„Das hat nichts mit Aufmerksamkeit zu tun. Ich bin einfach zu unwichtig, als dass man sich meinen Namen merken müsste.“
„Schatz, jetzt bitte …“ Aeneas nahm den Kopf seiner Frau in die Hände und schaute sie liebevoll an. „So ein Missgeschick kann jedem passieren. Nächstes Mal erkundigen wir uns vorher, welche Farbe der Teppich hat.“ Er gab ihr einen Kuss auf die tränennasse Wange. „Mich haben sie beispielsweise gar nicht erwähnt. Du sagst doch so gerne, dass bad public auch gut ist.“
„Publicity!“ Lydia wischte sich rigoros die Tränen von den Wangen. „Und ja, da hast du schon recht. Aber es tut trotzdem so weh. Ich fühl mich miserabel. Bring mich ins Bett, bitte.“
Aeneas trug Lydia ins Bett und verbrachte den restlichen Vormittag damit, sie aufzumuntern und ihr gut zuzureden. Gegen ihre depressive Stimmung half allerdings kein gut Zureden. Aeneas wusste, da mussten Taten her. Er buchte seiner Frau ein Beautytreatment für den Abend.
Eine zierliche Frau mit tätowierten Augenbrauen verwöhnte Lydia am Abend. Neben Pediküre, Maniküre und Massage, ließ die Frau auch noch eine regenerierende Gesichtsmaske für die Nacht da. Aeneas wusste nicht, was regenerierend genau bedeutete, aber die Creme schien Lydia Freude zu bereiten und das war die Hauptsache.
Durchgeknetet, angepinselt und eingecremt lag Lydia zufrieden an Aeneas Seite.
„Hat es dir gefallen?“, fragte Aeneas und kuschelte sich an seine Frau.
„Ja, vielen Dank, Bae. Das hat wirklich gut getan. Mir geht es schon viel besser. Und diese Gesichtscreme scheint auch zu wirken. Ich merke schon, wie sie arbeitet.“
„Das freut mich sehr.“ Aeneas streckte sich zu Lydias Gesicht und drückte ihr einen Schmatzer auf die Lippen. Er stockte. Irgendwie fühlten sich ihre Lippen anders an als sonst. „Schatz, hat die Frau dir auch etwas auf die Lippen geschmiert?“
„Nein, wieso?“
Aeneas zuckte mit den Schultern. „Nur so, sie haben sich gerade anders angefühlt.“
Lydia drehte den Kopf in seine Richtung. „Wie meinst du?“
„Keine Ahnung. Irgendwie praller.“ Aeneas griff nach der Nachtischlampe und knipste sie an. Er sah zu Lydia. Sein Gesicht musste wohl Bände sprechen.
„Was ist los?“, fragte Lydia panisch. Sie griff sich an die Lippen und erschrak.
Lydias Gesicht war überall angeschwollen. Die Haut war fleckig rot und zum Zerreißen gespannt. Ihre Lippen erinnerten an kleine Bratwürste und von ihren wunderschönen Augen konnte man kaum mehr etwas erkennen, weil sie beinahe komplett zugeschwollen waren.
„Was ist mit mir?“ Lydias Augen begannen zu tränen und sie fuhr sich angsterfüllt über ihr Gesicht. Es war einer der traurigsten Anblicke, den Aeneas je gesehen hatte. Es brach ihm fast das Herz.
„Oh verdammt, Liebling. Du scheinst eine allergische Reaktion zu haben.“ Aeneas sprang auf. „Schnell, wasch dir das Zeug vom Gesicht.“ Eine weinende Lydia an der einen Hand, schnappte er sich mit seiner anderen sein Smartphone und wählte den Notruf. Seine Hände zitterten und er spürte das Adrenalin durch seinen Körper jagen.
„Muss ich so bleiben?“, fragte Lydia wimmernd, während er sie ins Badezimmer zog. „Geht es wieder weg?“
„Ja natürlich geht das wieder weg, Schatz.“ Er war sich allerdings nicht sicher.
Die Nacht war die Hölle. Aeneas verbrachte sie in einem unbequemen Krankenhaussessel in einem leeren Warteraum, mit einem kaputten Kaffeeautomaten und dem übelkeitserregenden Desinfektionsgeruch in der Luft. Er hoffte, dass irgendwann die Ärztin kommen und ihm sagen würde, dass alles in Ordnung war. Es kam aber lange Zeit niemand. Erst in den Morgenstunden riss ihn ein geschäftig wirkender Krankenpfleger aus seinen Gedanken. Er kaute Kaugummi und sein Namensschild hing schief. „Sie Frau von Wahles Ehemann?“
„Wie geht es Lydia?“, fragte Aeneas. „Geht es ihr gut?“
„Ja, ihr geht gut. Medikamente sehr gut helfen. Wir werden Ehefrau noch behalten, ein Tag nur, aber keine Sorge.“
„Wird sie irgendwelche Schäden davon tragen?“
„Nein, nein. Dr. Hampsted gute Arzt. Keine Sorge.“ Er untermauerte seine Worte mit einem aufmunternden Lächeln. „Sie können besuchen jetzt.“
Lydia sah so klein und hilflos aus in ihrem Bett. Sie war von oben bis unten eingepackt in dicke Decken, nur ihr Gesicht schaute heraus. Es sah noch immer mitgenommen aus.
Es stand ein Plastikklappstuhl in der Ecke und Aeneas setzte sich darauf. Er wusste nicht, wie lange er im Zimmer gesessen und auf seine schlafende Frau geblickt hatte. Er wusste nur, dass er in dieser Zeit eine Entscheidung für sich getroffen hatte.
Als Lydia aufwachte, war die Sonne bereits wieder im Begriff unterzugehen. „Hey“, sagte sie, schwach und heiser.
„Hey, Schatz. Möchtest du etwas zu trinken?“ Er reichte ihr ein Glas von ihrem Beistelltisch und sie trank zaghaft daraus.
„Wie sehe ich aus?“, fragte sie.
Aeneas streichelte ihr liebevoll über die Wange. „Alles wieder gut. Morgen sollte man überhaupt nichts mehr von dem Vorfall sehen.“
„Kann ich mal sehen?“
„Ja klar.“ Aeneas zog Lydias Smartphone aus seiner Tasche und gab es ihr. Sie öffnete die Kamera und sah sich an.
Sie fuhr sich vorsichtig über ihr Gesicht. „Es tut noch weh.“ Dann lächelte sie ihn an. „Aber ich sehe wieder so aus wie ich. Das ist gut.“
„Das ist sogar sehr gut, mein Schatz. Ich würde dich ja küssen, aber das lassen wir jetzt besser noch sein.“
Lydia fuhr ihr Bett per Knopfdruck in eine aufrechte Position. „Könntest du vielleicht nachher ein Foto von mir machen? Wenn ich nicht ganz so unausgeschlafen bin?“
„Hier? Im Krankenhaus?“
Lydia lächelte, verzog dabei aber das Gesicht. Es verursachte ihr scheinbar noch Schmerzen. „Ja, damit komme ich echt sympathisch rüber. Mit Hashtags wie what doesn’t kill us makes us stronger, tough oder the show must go on. Ich überleg mir noch was.”
„Ja klar, kann ich das machen.“ Aeneas setzte sich neben sie auf das Bett. „Lydia, ich möchte dir etwas sagen.“
Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Ja?“
„Mir ist heute Nacht klar geworden, wie sehr ich dich liebe.“ Er griff nach ihrer Hand und umschloss sie. „Ich brauche wirklich niemand anderen außer dir.“
„Oh Bae, ich liebe dich auch so sehr.“
„Ich hab genügend Geld. Was hältst du davon, wenn ich uns eine Insel kaufe?“
„Eine Insel?“, fragte Lydia verblüfft.
„Eine kleine Insel, die nur uns gehört. Mitten im nirgendwo. Wir können einladen, wen wir wollen oder unter uns bleiben. Was denkst du?“
Lydia zog Aeneas zu sich und hielt ihn an ihre Brust gedrückt. „Ich finde die Idee fantastisch.“ Sie strich ihm mit ihren Fingern durch die Haare.
Aeneas atmete ihren Geruch ein und wusste: Hier war er Zuhause.
Wie geht die Geschichte weiter?
Lies gleich das nächste Kapitel und finde es heraus: Kapitel 6 – Abschied von Aschera
Was ist Auffällig Unauffällig?
Neun gescheiterte Persönlichkeiten und ein Mord. Das ist die Ausgangsituation in diesem skurrilen Kriminalroman.
Alle neun Personen treffen an verschiedenen Punkten ihres Lebens zusammen. Alle werden vom Leben ausgepeitscht und scheitern auf so liebenswerte Weise, dass es fast schon auffällig ist. Die Szene-Bar Der Tempel ist ihr Treffpunkt und jeder verdächtig, den Mord an Tempelbesitzerin Verena Pfuhlmann begangen zu haben. Oder war es doch nur ein Unfall?
Auffällig Unauffällig ist ein Gemeinschaftsprojekt der Prosathek. Jede(r) Autor:in hat einen Charakter geschrieben. Aeneas wurde von Alexander Wachter verfasst.
(Bild von Trang Pham auf Pixabay)


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