Kapitel 11 – Abschied im Sand

12–17 Minuten
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Ein Gemeinschaftsroman von Alexander WachterAnnika KemmeterArina MolchanIna MaschnerLydia WünschNina LischkeVerena Ullmann und Victoria Grader.

Ist dies dein erstes Kapitel von Auffällig Unauffällig? Dann starte am besten am Anfang: Auffällig Unauffällig – Prolog

„Ich hab‘ wieder einen!“ Aeneas kniete im seichten Wasser und hielt einen Krebs in die Höhe. Lydia stand neben ihm und öffnete den Deckel des Kübels einen Spaltbreit. Er warf den Krebs zu den bereits gefangenen. „Wie viele haben wir jetzt schon?“

„Minus den Krebs, der vorhin rausgefallen ist, würde ich so um die fünfzehn sagen.“ Sie schüttelte den Kübel demonstrativ. Er klang gut gefüllt. „Er wird langsam ziemlich schwer, Schatz.“  

Aeneas richtete sich auf und nahm ihr den Kübel ab. „Dann lassen wir es gut sein für heute. Das sollte für die nächsten Tage auf jeden Fall reichen.“ Er gab ihr einen Kuss und gemeinsam kletterten sie über die Felsen zurück zum Haus.  

Es war ein bescheidenes Häuschen aus Bambus und Backsteinen, ganz nach Aeneas‘ Geschmack. Er genoss die wohlige Wärme im Inneren und das Knacken des Holzes, wenn der Wind gegen die Wände blies. Das Haus verkörperte einen Teil der Natur und Aeneas fühlte sich darin so wohl wie in sonst keinem.  

Sie stellten den Fang in die Gefriertruhe und liefen zu dem Teil der Insel, an dem ein Sandstrand auf sie wartete. Lydia trug Aeneas‘ Geschenk. Ein Haarband aus Bambus, das er ihr eigenhändig gebastelt hatte. 

Lydia wurde für Aeneas von Tag zu Tag schöner. Seit sie nicht mehr so viel Zeit mit ihren Nägeln und ihren Haaren verbrachte, kam ihre natürliche Ausstrahlung noch viel besser zum Vorschein. Mit ihrem Lachen und den kleinen Grübchen, die sich dabei immer auf ihren Wangen abzeichneten, war sie für Aeneas die schönste Frau der Welt. Und seit sie auch nicht mehr so viel Wert auf Designerkleidung legte und stattdessen luftige Sommerkleider und von ihm gefertigte Kleinigkeiten trug, sah er in ihr eine wahrhafte Dschungelprinzessin.  

Sie ließen sich an ihrem gewohnten Platz in den Sand fallen und Lydia kuschelte sich an seine Brust. „Heute keine Lust auf eine Runde Volleyball?“, fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf und umarmte ihn noch ein wenig fester. „Nein, Bae. Nur kuscheln für heute.“  

Die Sonne würde bald untergehen und da keine Wolke am Himmel zu sehen war, versprach es ein wunderschöner Sonnenuntergang zu werden. Eine einsame Möwe schrie am Horizont, bevor sie für einige Augenblicke im glitzernden Blau verschwand und mit einem Fisch im Schnabel wieder daraus auftauchte.  

Lydias warmer Körper auf seinem ruhend fühlte sich so sagenhaft gut an. „Nur kuscheln?“, erkundigte er sich, darauf bedacht, seine Stimme sexy klingen zu lassen.  

Aeneas spürte wie Lydia grinste, obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Ja. Auf etwas anderes hab‘ ich jetzt überhaupt keine Lust.“  

„Oh.“ Wenn sie meinte, sie müsste Schwer-Zu-Kriegen spielen, dann sollte sie es ruhig versuchen. Aeneas kannte das Spiel allerdings auch. „Ist mir recht.“  

Lydia schob ihr Becken näher an Aeneas heran. „Naja, vielleicht würde uns ja doch noch etwas anderes einfallen.“ Sie legte ihre Hand in seinen Schritt.  

Aeneas streichelte sanft über ihren Rücken. Er fühlte die Sandkörner auf ihrer sonnengebräunten Haut. „Ich bin ganz Ohr.“  

„Etwas sehr Aufregendes“, fuhr sie fort und ließ ihre Hand unter seine Badehose gleiten, die bereits spannte. „und Heißes.“  

„Klingt nicht schlecht.“  

„Aber ich bin zurzeit so ideenlos.“ Lydia zog ihre Hand aus seiner Hose und rollte sich von ihm weg.  

„Oh, Gemeinheit!“ Aeneas holte Lydia mit einer raschen Bewegung zurück neben sich. Sie ließ sich in seine Arme gleiten und lachte.  

„Dich zu ärgern ist wirklich zu einfach, Schatz.“ Sie gab ihm einen versöhnlichen Kuss und er spürte, wie sich eine Gänsehaut anbahnte. Seine Lippen waren nach den vielen Tagen in der Sonne rissig, aber ihre Lippen waren so unfassbar zart. Wie alles an ihr.  

„Ich liebe dich so sehr.“  

„Ich liebe dich auch, Aeneas.“ Ihre Worte wurden von einem heftigen Stich in seiner Brust begleitet, der ihm kurzzeitig den Atem stocken ließ. Überrascht schob er Lydia von sich herunter. Sie schaute ihn fragend an.  

„Da war gerade so ein Stich.“ Er fuhr sich über die Stelle. Der Schmerz hallte nach. Lydia kniete sich neben Aeneas und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Ich liebe dich, Aeneas!“, sagte sie erneut.  

Ein weiterer Stich bohrte sich in seine Brust. Aeneas keuchte. „Was kann das sein? Hab ich einen Herzinfarkt?“ Lydia blickte ihn traurig an. Eine körperlose Stimme drang plötzlich an seine Ohren: „Lügnerin!“  

Lydia schüttelte den Kopf. „Ich liebe dich, Aeneas!“ Der Schmerz breitete sich in seinem Körper aus. „Ich liebe dich, Aeneas! Ich liebe dich, Aeneas! Ich liebe dich, Aeneas!“ Mit jedem Wort verschlimmerte sich das Stechen in Aeneas‘ Brust. Es lähmte seine Arme, seine Beine. Sein Kopf pochte. Es rauschte und brummte um ihn herum. Aeneas spürte keinen Sand mehr unter sich, keine Sonne mehr auf seiner Haut. Er konnte nicht mehr atmen.  

„Bitte hör auf!“, presste er hervor. Er sah Lydia über sich in ihrem Zimmer stehen. Sie schrie und warf ihren Ehering nach ihm. Sie schleppte ihre Koffer eigenhändig zum Landesteg des Wasserflugzeugs. Ihre Knöchel waren weiß vor Anstrengung, ihre Haare lose im Wind. Sie saß im Flieger und sah ihn mitleidig an, dann drehte sie sich weg, als er weinend nach ihr rief. 

Er bekam keine Luft. Das Brummen erfüllte seine Ohren. Er erstickte, doch es war ihm gleichgültig. Er wollte, dass der Schmerz aufhörte. Es war zu viel.  

Er schreckte aus dem Schlaf.  

Er musste nicht zur Seite schauen, um zu wissen, dass das Bett neben ihm leer war. Er spürte die Leere neben sich, als hätte sie eine eigene Präsenz, als wäre sie aus Fleisch und Blut. Kein warmer Körper, der auf ihn wartete, um gekuschelt zu werden. Keine kalten Füßchen, die sich wärmesuchend an seinen Beinen rieben. Nur diese vollkommene Leere. Aeneas wusste auch, dass ihn diese Leere überall auf dieser Insel begleiten würde. Deshalb musste er hier weg.  

Das Brummen des landenden Wasserflugzeugs musste ihn geweckt haben. Er sah aus dem Fenster und beobachtete Llopis, seinen einheimischen Piloten, dabei, wie er das Flugzeug am Steg festtaute. Nach kurzer Zeit war Llopis zufrieden mit seinen Knoten. Er lief das letzte Stück zum Ende des Stegs und erleichterte sich ins Wasser. Spätestens da wollte Aeneas nicht mehr zuschauen.  

Er stolperte beinahe über die Whiskeyflasche neben seinem Bett. Sie war immer noch reichlich gefüllt, obwohl Aeneas sich gestern betrunken hatte. Beim zweiten Mal nachschenken, war er schon sehr gut bedient gewesen, beim dritten Mal hatte er das Glas nicht mehr getroffen. Die letzten Wochen der gesunden Ernährung hatten ihn allem Anschein nach dem Alkohol entwöhnt. Er fühlte sich elend. Sein Mund war trocken, sein Kopf pochte und sein Magen grummelte. „Was ’ne schlechte Idee, Aeneas“, tadelte er sich selbst.  

Er hatte gestern bereits das Nötigste in seinen Koffer gepackt. Neben seinem Pass, seinen Schlüsseln und seinem Geldbeutel, hatte er nur eine Handvoll Kleidungsstücke dazugelegt. Die teuersten Designerstücke ließ er auf der Insel. Er hatte sie nur gekauft, weil Lydia ihn darin mochte, ihm hatten sie nie gefallen. Er entdeckte einen Gürtel von Tommy Hilfiger, mit dem er Lydia einmal ans Bett gefesselt hatte. Ohne zu überlegen, schmiss er ihn in den Mülleimer. Darin lag bereits der luftleere Volleyball mit dem Aeneas die ersten Tage gespielt hatte. Der Ball hatte einen schmerzhaften Kontakt mit Lydias Glätteisen nicht überlebt. Anstatt sich zu entschuldigen, hatte Lydia sich nur aufgeregt, dass ihr Glätteisen nun kaputt sei und sie ihre Haare nicht mehr bändigen könne. Er hatte ihr zwar gesagt, dass es ihm egal wäre, ob sie ihre Haare glättete und, dass er sie immer wunderschön fände, aber sie wollte ja nie auf ihn hören.  

Aeneas wusste nun, dass sie ihn nie geliebt hatte und ihn nur wegen seines Status’ und seines Geldes wollte. Wie hatte er so blind sein können? Ganz gleich, wie viele Bambushaarbänder er ihr bastelte, wie viele Gerichte er für sie kochte, wie viel seiner Kindheit er mit ihr teilte oder wie lange er sie im Bett verwöhnte, es war ihr zu wenig. Solange seine Geschenke nicht sagenhaft teuer waren und andere Leute sie sehen konnten, waren sie nichts wert. Aeneas hätte gleich sehen müssen, wie leer Lydia in ihrem Inneren wirklich war. Vielleicht hatte er es nach und nach geahnt und hatte ihr helfen wollen, aber stattdessen hatte sie ihn mit hinunter gezogen in ihre Unzufriedenheit und ihren Bestätigungswahn. Er konnte froh sein, dass er sie los war.  

Als Aeneas die Tür hinter sich ins Schloss zog, fiel ihm das Schild auf, das schräg an der Hauswand lehnte. Darauf stand „Lydias und Aeneas‘ Liebesnest“. Er hatte doch gewusst, er hatte etwas vergessen – aber gut, jetzt war es zu spät für ein Lagerfeuer.  

Der muskulöse Spanier begrüßte ihn mit einem fröhlichen „¡Hola, guapo!“ Sein Handschlag kam Aeneas übermächtig vor und sein Schulterklopfer fegte ihn beinahe vom Steg. „¡Oh cuidado, jovencito!“ Llopis nahm Aeneas‘ Gepäck und verstaute es im Flugzeug. „Graçias“, sagte Aeneas halbherzig. Er war in Gedanken versunken. Hier war die Stelle gewesen, an der er Lydia die Augenbinde abgenommen hatte und sie die Insel zum ersten Mal gesehen hatte. Schon damals hätte er ahnen müssen, dass sie hier zusammen nicht glücklich werden würden. Wie hatte er nur so blind sein können?  

„¡De nada!“ Llopis kletterte wieder aus dem Flugzeug. Aeneas wollte einsteigen, aber er hielt ihn zurück. „¡No, tienes una llamada perdida!“ Er hielt Aeneas ein Handy hin und Aeneas nahm es zögernd entgegen. Seit er sein Handy ins Meer geworfen hatte, hatte er kein Telefon mehr in der Hand gehalten. Das war nun schon Monate her. Er hatte so eine beklemmende Abneigung gegen diese Dinger entwickelt. Er wusste gar nicht, weshalb. Vielleicht lag es an Lydias permanenter Smartphone-Fixiertheit oder an dem ganzen Arbeitsstress, den er damit verband. Ganz gleich, er mochte die Dinger einfach nicht.  

„Ich soll telefonieren? Kann das nicht warten, bis wir hier runter sind?“ Aeneas streckte ihm das Handy wieder entgegen. „Ich hab’ jetzt keine Lust. Ich will nicht. Nein“, fügte er am Ende in einfachen Worten hinzu, damit der Spanier in verstand.  

„¡No! Señor Simon quiere hablar contigo.“  

Aeneas verstand nicht, was Llopis ihm sagte, jedoch hörte er einen bekannten Namen heraus. „Señor Simon?“  

„¡Si, si!“ Llopis nickte eifrig.  

Aeneas seufzte und gab sich geschlagen. Wenn seine rechte Hand im Unternehmen sich die Mühe machte, seinen spanischen Piloten ausfindig zu machen, dann musste es wohl dringend sein. Die Nummer war eingespeichert.  

„Hallo, Simon?“

„Oh hallo, Aeneas! Endlich hab ich dich am Apparat!“ Sein Partner schnaufte heftig. „Tut mir leid, dass ich so außer Atem bin, aber als Mirjam meinte, du seist am Apparat, musste ich natürlich gleich zum Hörer sprinten.“  

Aeneas lachte. „Nur ruhig, Simon. Ich leg schon nicht gleich auf.“  

„Gut, gut.“ Sein Partner beruhigte sich. „Wo bist du gerade?“  

„Noch auf der Insel, aber ich war gerade dabei, ins Wasserflugzeug zu steigen.“  

„Okay, verstehe, verstehe.“ Aeneas wusste, dass sein Partner bei Nervosität gerne Wörter wiederholte.  

„Was gibt’s?“  

„Das mit Lydia.“, fing Simon vorsichtig an. „Mein Freund, es tut mir so leid. Ich wollte schon früher bei dir anrufen, um zu fragen, wie es dir geht …“  

Aeneas hörte bei den restlichen Worten nicht mehr hin. Den Namen Lydia so unvermittelt zu hören, hatte ihm einen weiteren Stich verpasst. Er stützte sich auf Llopis stabile Schulter. Woher wusste Simon überhaupt von der Trennung? Er hatte noch niemandem etwas davon gesagt.  

„Aeneas, bist du noch da?“  

„Ja, ich bin noch da.“ Aeneas‘ Stimme wurde schlagartig heiser. „Sag mal, Simon, woher weißt du von der Trennung?“  

„Lydias Anwalt hat die Dokumente zu uns in die Zentrale geschickt.“  

„Lydias Anwalt?“  

„Ja, genau. Ich habe die Dokumente natürlich nicht geöffnet, aber es waren ziemlich viele Kuverts und da hatte ich so einen leisen Verdacht. Auf Nachfrage hat der Anwalt es mir dann bestätigt. Es tut mir wirklich leid für euch, Aeneas.“  

Lydia hatte also keine Zeit verschwendet. Wie lange war sie nun schon von der Insel runter? Eine knappe Woche? Ihr war es wohl wirklich nur ums Geld gegangen. Sie hatte keinerlei Interesse daran, an ihrer Ehe zu arbeiten. Sie wollte nur Geld! Eine Wut stieg in Aeneas auf, die er von sich nicht kannte.  

„Danke, Simon. Schon okay.“ Aeneas zwang sich, ruhig zu bleiben. Entweder würde er anfangen zu schreien oder zu weinen, und er wollte beides vermeiden. „Warum wolltest du mich so dringend sprechen? Wegen Ly… Wegen der Trennung? Ich wäre die nächsten Tage auf jeden Fall im Büro vorbei gekommen.“  

„Ja, natürlich auch deswegen, aber ich habe noch ein dringendes Anliegen, Aeneas. Du wirst nicht glauben, was für ein Deal uns geglückt ist.“ Simon kicherte verschwörerisch. „Halt dich fest! Mark Zimtberg persönlich möchte mit uns ins Geschäft kommen. Er ist hellauf begeistert von unseren medizinischen Produkten. Er verspricht uns großartige Vorteile beim Marketing auf seinen Plattformen. Du weißt ja, ihm gehören mit Deta etliche soziale Kanäle. Das ist ein Traum!” 

Das ist die Hölle, dachte Aeneas. „Und was bedeutet das konkret für den Konzern?“  

„Wir haben schon ein Marketing-Team mit unseren Top-Leuten auf die Beine gestellt, die den Löwenanteil der Zusammenarbeit übernehmen. Zimtberg meint allerdings, dass es für relativ junge Unternehmer wie uns von Vorteil wäre, wenn wir auch präsenter auf Social Media auftreten würden. Deine Trennung ist dabei natürlich ein herber Rückschlag, aber mit genügend Unterstützung des Marketing-Teams wird das schon. Sie meinten bereits, dass man aus der Scheidung unter Umständen auch eine großartige Story machen könnte. So auf die Art: Der arme Romantiker wird eiskalt von Möchtegern-Influencerin abserviert. Wenn wir …“ 

Aeneas ließ den Hörer sinken und setzte sich auf den Boden. Er bekam sehr schwer Luft, sein Brustkorb schien immer kleiner zu werden. Er fühlte sich gefangen in seinem eigenen Körper. Hörte dieser Albtraum denn niemals auf? Nicht nur, dass Lydia so besessen von dem ganzen Social-Media Zeug war, jetzt sollte er selbst tagtäglich damit konfrontiert werden. Llopis setzte sich kameradschaftlich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Was soll ich tun, Llopis?“  

Llopis antwortete nicht, sondern lächelte und deutete mit seinem Zeigefinger auf Aeneas‘ Herz. „Graçias“, sagte Aeneas und dieses Mal meinte er es auch so. Er schloss die Augen für einen Moment und ließ die Klänge seiner Umgebung auf sich wirken. Das Schreien der Möwen, das Rauschen des Meeres, das Knarzen der Taue. Er fühlte die Sonne auf seinem Rücken und die Kleidung auf seiner Haut. Dann öffnete er die Augen. Er hatte sich entschieden.  

„Simon?“  

„Aeneas! Oh Mann, du warst wieder weg.“  

„Simon, ich werde nicht zurückkommen.“  

Simon blieb für einen Moment stumm. „Was meinst … Wie … Äh … Was?“  

„Ich werde auf der Insel bleiben.“ Aeneas‘ Stimme klang stark und sicher. Wenn er sich einmal entschieden hatte, blieb er dabei, das wusste er. Er spürte bereits, wie seine Atmung leichter wurde.  

„Für wie lange?“  

„Solange, wie es sein muss.“  

Simon schien es die Sprache verschlagen zu haben.  

„Mach dir keine Sorgen, Simon“, sagte Aeneas aufmunternd. „Ich habe es hier gut. Und du kannst mich auch gerne besuchen kommen.“  

„Aeneas!“, meldete Simon sich wieder zu Wort. „Denk an den Konzern. Wir brauchen dich!“  

Aeneas lachte. „Ach, hör mir doch auf! Ihr braucht mich doch schon lange nicht mehr. Ich bin froh, wenn ihr mich auf dem Laufenden haltet, aber ich möchte keine tragende Rolle mehr einnehmen. Versetzt mich auf einen beratenden Posten und gut ist es.“  

„Wenn du das wirklich möchtest, Aeneas.“  

Aeneas zögerte keine Sekunde. Während er es aussprach, wusste er, dass es die Wahrheit war. „Ja, das möchte ich wirklich. Mach’s gut, Simon.“  

„Was ist mit Lydias Anwalt?“, rief Simon in den Hörer, bevor Aeneas auflegen konnte.  

„Ich überlass dir die totale Kontrolle. Schick mir nur das Nötigste.“ Er würde auf der Insel bleiben. Er würde hier zu sich finden und sich selbst besser kennen lernen. Er würde Ruhe und Frieden aus sich selbst schöpfen, fern von all dem Hass, dem Neid und der Missgunst. 

„Und, Simon…”, sagte Aeneas. “Mach das Miststück fertig.“  

Wie geht die Geschichte weiter?

Lies gleich das nächste Kapitel und finde es heraus: Kapitel 12 – Zwischen Observation und Lust

Was ist Auffällig Unauffällig?

Neun gescheiterte Persönlichkeiten und ein Mord. Das ist die Ausgangsituation in diesem skurrilen Kriminalroman.

Alle neun Personen treffen an verschiedenen Punkten ihres Lebens zusammen. Alle werden vom Leben ausgepeitscht und scheitern auf so liebenswerte Weise, dass es fast schon auffällig ist. Die Szene-Bar Der Tempel ist ihr Treffpunkt und jeder verdächtig, den Mord an Tempelbesitzerin Verena Pfuhlmann begangen zu haben. Oder war es doch nur ein Unfall?

Auffällig Unauffällig ist ein Gemeinschaftsprojekt der Prosathek. Jede(r) Autor:in hat einen Charakter geschrieben. Aeneas wurde von Alexander Wachter verfasst.

Bild von Trang Pham auf Pixabay


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