Auffällig Unaufällig – ein Gemeinschaftsroman von Alexander Wachter, Annika Kemmeter, Arina Molchan, Ina Maschner, Lydia Wünsch, Nina Lischke, Verena Ullmann und Victoria Grader.
Ist dies dein erstes Kapitel von Auffällig Unauffällig? Dann starte am besten am Anfang: Auffällig Unauffällig – Prolog
Fiorello
Ina saß mit überkreuzten Beinen auf einem der Holzstühle im Tempel und sah sich die verschiedenen Boulevard-Zeitungen der letzten Wochen an. Über Victoria wurde viel geschrieben, sie hatte es oft auf die Titelseite geschafft. Ina hatte einige Zeitungen über die Tage gesammelt. Sie lagen nun alle vor ihr auf dem Tisch, und Ina schmunzelte, als sie sich die Schlagzeilen ansah:
„Wie beim Phantom der Oper: Frau nach Opernarie erschlagen!“
„Nach der Arie gingen die Lichter aus – ehemaliger Opernstar im Rampenlicht der Staatsanwaltschaft“
„Scheinwerfer-Drama: Auch die Polizei tappt im Dunkeln!“
„Nach dem Scheinwerfer-Crash – Zappendusterer Terminkalender bei der Diva“
Sie sah zu mir, als ich auf ihren Tisch zutapste. Dann legte sie die Zeitung hin und klopfte auf ihren Oberschenkel, um mir anzudeuten, dass ich hier meine Streicheleinheiten bekomme. Ich sprang auf ihren Schoß und machte es mir bequem. Sie kraulte mich hinter den Ohren – das hatte ich besonders gern.
„Ach, mein lieber Fiorello, ist das nicht ein Leben?“, fragte sie und nahm einen Schluck Wodka Sunrise. Der Geruch nach Desinfektion und Orange lag schwer in der Luft. „Ist es nicht schön, wenn ein Plan gelingt? Nicht, dass ich daran gezweifelt hätte. Willst du wissen, was ich gesehen habe, als ich Victoria das letzte Mal die Karten legte?“
Ich miaute und schaute sie aus meinen blauen Katzenaugen an.
„Ich habe diesen Moment gesehen. Wie wir zwei hier sitzen. Du weißt ja, ich hab’s nicht so mit Haustieren, aber du bist mir eine liebe Gesellschaft. Ich habe gesehen, wie Verena erschlagen wurde und Victorias Ruhm zu Ende geht und ich triumphiere. Um Victoria ist es schade, aber das war ein Opfer, das ich bereit war, einzugehen. Weißt du, Fiorello, wir haben es geplant, Frau Molch und ich.“ Sie lachte kurz. „Ihre Aufgabe war, den Scheinwerfer zu lösen und dafür zu sorgen, dass er im richtigen Moment fiel. Ich mischte den Zaubertrank. Der schwierigste Teil daran war, ihn Verena unterzumischen. Aber es hat alles funktioniert. Wie am Schnürchen. Verena konnte gar nicht mehr aus. Sie unterlag voll und ganz meinem Willen.“ Inas Augen leuchteten, als sie davon erzählte. Ihre Augen waren fast so blau wie die meinen.
Plötzlich schlug sie auf den Tisch. Instinktiv wölbte ich meinen Rücken und stellte die Haare auf. Meine Ohren waren angelegt, ich fauchte laut auf.
„Entschuldige“, sagte Ina sanft und ich beruhigte mich damit. „So, und jetzt, mein lieber Firorello, ist es Zeit für ein Umstyling.“
Ina nahm mich hoch und stand auf, während sie mich auf dem Stuhl absetzte. Sie zog ihre Strickjacke aus und warf sie über einen anderen Stuhl. Dann verschwand sie in einem kleinen Nebenzimmer. Als sie wiederkam, trug sie nicht mehr das kunterbunte Kleid, das sie zuvor unter ihrer Strickjacke anhatte, sondern eine dunkelblaue Haremshose mit Paisleymuster, ein schwarzes Top und einen schwarzen Blazer. Sie war gut geschminkt und schüttelte ihre offenen Haare.
„Gefall ich dir?“, fragte sie mich. „Die Abendzeitung kommt und macht Fotos von der neuen Besitzerin des Tempels.“ Sie drehte sich einmal im Kreis mit ausgebreiteten Armen. „Ich sags dir, Fiorello, jetzt brechen gute Zeiten an.“
Wie geht die Geschichte weiter?
Lies gleich weiter und finde es heraus: Epilog
Was ist Auffällig Unauffällig“?
Neun gescheiterte Persönlichkeiten und ein Mord. Das ist die Ausgangsituation in diesem skurrilen Kriminalroman.
Alle neun Personen treffen an verschiedenen Punkten ihres Lebens zusammen. Alle werden vom Leben ausgepeitscht und scheitern auf so liebenswerte Weise, dass es fast schon auffällig ist. Die Szene-Bar Der Tempel ist ihr Treffpunkt und jeder verdächtig, den Mord an Tempelbesitzerin Verena Pfuhlmann begangen zu haben. Oder war es doch nur ein Unfall?
Auffällig Unauffällig ist ein Gemeinschaftsprojekt der Prosathek. Jede(r) Autor:in hat einen Charakter geschrieben. Dieses Kapitel wurde von Ina Maschner verfasst.


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