von Verena Ullmann Ihre erste Liebe war aus Granit. Sie waren 17 und schwiegen viel. Sie hielt seine kalte Hand, küsste in die Leere und sein Rücken – gesprenkelt unter dem T-Shirt – hielt sie von seinen Freunden fern. Sie stieß sich an seinen Kanten. Als sie weinte, machte er Schluss. „Es liegt nicht an…
Schlagwort: Einsamkeit
Die Taxifahrerin
Ich muss wohl einen tiefen Seufzer von mir gegeben haben. Als ich antworten wollte, kam zu meiner Überraschung kein Laut heraus, als wäre der Weg zu meiner Stimme durch etwas blockiert. Ich versuchte mich zu räuspern und merkte zu meiner Erschütterung, dass etwas in mir aufsteigen wollte. Etwas warmes, gewaltiges und völlig unpassendes, ja um nicht zu sagen: unmännliches. Ich würde anfange zu weinen.
Einsamkeit
von Nina Lischke Einsamkeit, das ist nach außen frei sein und nach innen eingeengt, ist zentnerschwer aber nicht zu greifen, lässt sich nicht fangen und entsorgen, einfach mal so. Einsamkeit, das ist schweben in einem luftleeren Raum, ohne Halt und ohne Sicherung. Einsamkeit ist nicht all-eine sein, wenn man sich selbst nicht ausreicht, den Platz…
Leseprobe Roman: Rosies Wunderkind
Mit Almanzo änderte sich sowieso alles. An dem Tag seiner Geburt lernte Rosie ein Gefühl kennen, das viel gewaltiger war, als sie es bislang gekannt hatte. Ihr wurde klar, dass von nun an nichts mehr so sein würde wie vorher. Nie mehr würde Rosie sich selbst genügen. Nie mehr zufrieden sein, wenn das Kind in ihrem Arm es nicht war. Almanzo: ihr kleiner Pirat. Ihr Wunderkind.
Die Unterbrechung
von Verena Ullmann Als sie klein war, sah sie den Kindern beim Spielen zu. Auf der Bordsteinkante balancierte sie. Vor und zurück. Nie jemandem im Weg. Jahrelang dasselbe Stück Asphalt im Blick, hörte sie sie: lachen, schreien, küssen, zur Arbeit und getrennte Wege gehen. Nie hat sie wer angesprochen. So konzentriert schien sie auf jeden…
Der letzte Kuss
Ist es Liebe oder Einsamkeit? Wer kann das schon immer unterscheiden?
Angewohnheit
von Verena Ullmann Ich schleiche mich immer unabsichtlich an stehe plötzlich hinter Menschen berühre ihr Blickfeld und während sie noch zusammenzucken bin ich schon wieder weg um keinen Eindruck zu machen nur ein Gefühl zurückzugeben bitteschön
Der Ruf des Abenteuers
„Doch jetzt, wo ich sie so sah, wie sie verträumt auf die Wellen hinausblickte und so frei wie die Seemöwen zu sein schien, fragte ich mich, ob ich etwas verpasst hatte. Ob es wirklich so vernünftig war, ein vernünftiges Leben zu führen?“
Verheißung
von Verena Ullmann Leg dich auf den Schotterweg. Ist er breit genug für deine Ängste? Leute steigen über dich. Sie sehen die hohen Wellen nicht, hören nur die nächste S-Bahn kommen. Du überlegst wie jede Woche: Alte Freundschaft leuchtet leider und stellt die Reste in den Schatten. Ihr redet über Nichtigkeiten. Sagt „Meld dich mal“…