Zeitschrift „sfd& ohne netz“ mit einem Beitrag von Verena Ullmann

Am 28. Oktober ist die 3. Ausgabe der Zeitschrift der schule für dichtung in wien erschienen. Darin: 35 deutsch- und englischsprachige Texte zum Thema „ohne netz“. Mit dabei: Ein Text von Verena Ullmann (mit Beteiligung vom sagenumwobenen Max Mustermann) Bestellung: Mail an sfd@sfd.at , 5 €, 136 Seiten, Isbn 978-3-9505119-0-1.

Angewohnheit

von Verena Ullmann Ich schleiche mich immer unabsichtlich an stehe plötzlich hinter Menschen berühre ihr Blickfeld und während sie noch zusammenzucken bin ich schon wieder weg um keinen Eindruck zu machen nur ein Gefühl zurückzugeben bitteschön

Verheißung

von Verena Ullmann Leg dich auf den Schotterweg. Ist er breit genug für deine Ängste? Leute steigen über dich. Sie sehen die hohen Wellen nicht, hören nur die nächste S-Bahn kommen. Du überlegst wie jede Woche: Alte Freundschaft leuchtet leider und stellt die Reste in den Schatten. Ihr redet über Nichtigkeiten. Sagt „Meld dich mal“…

Fundstücke

von Verena Ullmann In den Sofaritzen Taste ich nach Nichts, hoffentlich (Meine Oma hatte immer Scheren im Sessel versteckt) Mein Kopf ruht auf Deinem Handrücken Rutscht hinab auf die Samtreste – Ist das Erdnusssalz An meinen Fingerspitzen? (Meine Mutter hatte immer Meine Tränen aufgelesen) Ich markiere das Sofa Mit losen Haaren Tupfe das Salz Unter…

Alle seine Namen

Diesen Text auch als Podcast hören! von Verena Ullmann Das Muster auf der Tapete in seinem Kinderzimmer erzählte ihm von seinem früheren Leben. Ebenso seine Träume von prächtigen Kirchen und Kathedralen (ein Wort, dass er damals noch nicht kannte), sowie die flackernde Neonröhre vor der Apothekentür. Überall fand er Zeichen – oder sie fanden ihn…

Frühstück to go

von Verena Ullmann Guten Morgen! Schön, Sonne! Raus auf die Straße. Schlafanzug. Egal. Ich will jetzt einen Kaffee! Kaffeeee! Oder auch ein Eis. Himbeer am liebsten! He Sie! Geben Sie mir! Was? Ja was „Was“?! Ein Himbeereis sofort! Läuft weg, der Mensch. Komischer Mensch. Ich laufe hinterher. Er schreit. Ich auch. Hilfe! Ich will doch…

Erkältungsgedichte

von Verena Ullmann   Selbstbehandlung I bin mei oanziger Patient Bis morgn muass‚ wieder geh Ois ligt etz in meiner Händ Irgendwo lign meine Händ Danebn a Tassn Tee Und braillebedruckte Schachterl Mach i af und zua I les de Beipackzedl Kämpf mid de Beipackzedl Lassts ma doch mei Ruah Sehr häufig schmerzt da Koopf…

Da versteckte Himme

von Verena Ullmann, frei nach Jules Supervielle   Wenn na koana oschaugt Is da Himme koa Himme mehr Er is wia mia a Wenn uns koana sigt Kriagt a anderne Farb Andre Woikan dazua A Himme fürn Himme alloa Und a Himme wiara wad Wenn na i etz dramma dad

Märzgedichte: Dahoam bleim

von Verena Ullmann   I. Dahoam bleim Ned außegeh Bloß außeschaugn Bloß schaugn, nix doa Alloa Woartn Schnaufa Unterdaucha Schloffa Dramma Ois umramma, butzn, woschn und sortiern S’Dahoam verliern Und auße woin Ebs anders woin Oisse woin (Liacht und Luft und Leid) Nix woin derfa Bloß schaugn, nix doa Alloa dahoam Ma seiba bleim  …