Fußspuren im Schnee

von Victoria Grader

Es ist ein kleines Holzhäuschen, das auch in Schweden stehen könnte. Die eine Hälfte ist blass-pastellblau. Bohus Blå, Schwedenblau. Im Sommer und im Winter gehe ich daran vorbei, kurz bevor ich den Feldweg verlasse. Aber wirklich weh tut es nur, wenn es schneit. Dann denke ich immer, dass wir sehr glücklich geworden wären, in so einem kleinem Holzhäuschen mit Farbtupfer. 

Dann hätte ich mich um dich gekümmert: Hätte dir Tee gemacht, wenn dir kalt gewesen wäre. Das Essen hätte immer bereit gestanden und nach ein paar Monaten wärst du wieder kräftig gewesen. An deine Termine hätte ich dich erinnert, die weiche Wäsche hätte jeden Morgen nach Frühlingsbrise geduftet. Damit du dich aufs Leben konzentrieren kannst. Und ab und zu hätten wir auf der Veranda gesessen, den Schneeflocken zugesehen und Punsch getrunken. Hätten, aber haben nicht.

Deine Fußspuren sind schon längst zugeschneit. Ich habe es nicht geschafft, sie haltbar zu machen, sie in Gips einzufassen. Von einem auf den anderen Tag waren sie weg. Manchmal sehe ich sie noch vor mir. Aber immer, wenn ich an dem Häuschen vorbeigehe, stelle ich fest, dass es doch nur meine eigenen sind.

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