Es ist ein schmutziger Job…

von Martin Trappen

So genau achtet niemand auf sie: Wäschekörbe. Die aus Plastik, Bast, geflochten, oder aus Stoff. Vielleicht ist sogar eine Waschmaschine drauf. Das ist doch mal Meta. Wahrscheinlich wäre so ein Wäschekorb ein ziemlich angefressener Kollege. Immerhin steht er immer in der Ecke, wird mit dem Fuß hin- und hergeschoben und jemand knallt seine schmutzigen Klamotten rein. Da muss er sich irgendwann wehren: „Hey, Arschloch, hörst du wohl auf damit! Ich stehe hier den ganzen Tag dumm rum und du stopfst mir deine Unterhosen in den Rachen! Wie würde dir was gefallen? Das können wir gerne mal ausprobieren!“ Doch ganz so einseitig kann man sie sich kaum vorstellen. Vielleicht sind einige von ihnen auch zufrieden, mit dem, was sie tun. Sehen sich als Teil der Kette von Ereignissen, die notwendig sind, damit die Wäsche wieder sauber wird. Haben das Gefühl, Zen-mäßig genau an dem Ort im Universum zu sein, an dem sie sein sollen. Aber was passiert dann, wenn jemand versucht, etwas an der gegebenen Ordnung zu ändern?

Da ist zum einen Lisa. Sie will dem Korb seinen ganzen Daseinszweck nehmen, indem sie ihn zu einem Kunstobjekt macht. Bei ihr soll er einfach schön aussehen. Mark denkt pragmatischer: Er braucht in seinem Büro einen Papierkorb, also will er den Wäschekorb zweckentfremden. Wie können sie es wagen? Das ist, als ob man einen Mann zur Frau umoperieren würde. Oder umgekehrt. Naja, immerhin: es wäre ein sauberer Job. Aber darum geht es dem Korb nicht. Er hat sich schließlich an seine Aufgabe gewöhnt. Er identifiziert sich mit seiner Funktion als Wäschekorb. Und dann will ihm das wieder einer kaputt machen? Natürlich passt das ihm nicht. Er hat Angst. Angst vor dem Ungewissen. Angst, auf einmal nutzlos zu sein. Aber das ist den beiden egal. Sie lassen nicht locker. Jeder will den Korb für sich, sie reißen und zerren.

Ewig lässt er sich das nicht gefallen. Endgültig hat der Korb die Schnauze voll. Er verpasst den beiden eine schallende Ohrfeige und stellt ein für alle Mal klar: „Hört auf mit dem hin und her! Ich bin genau das, was ich sein soll und sein will!“ Verdutzt schauen die beiden den Korb an. Sie hätten nicht damit gerechnet, dass er in dieser Sache irgendetwas empfinden könnte. Geschweige denn mitreden könnte. Jetzt wissen sie es.

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