von Arina Molchan
Du sagst: „Ich unterstütze dich“ und gehst. Ich bleibe alleine auf der Terrasse zurück – über mir die Krähen, unter mir die Regenwürmer. Ich ziehe die Handschuhe an und wühle die schwarze Erde auf, während im Wohnzimmer blaues Licht flimmert. Ich höre von dir den ganzen Abend lang nichts, weil dort die Menschen auf dem Bildschirm zu laut reden.
Du sagst: „Am Wochenende helfe ich dir“ und fährst weg, ohne zu sagen wohin. Ich bleibe alleine auf der Terrasse zurück – knöcheltief in nasser Erde. Ich reiße Papier auf und streue die Samen aus. Im Wohnzimmer ist der Boden unbedeckter Beton, denke ich.
Du sagst: „Störe mich nicht, ich habe zu tun“ und sperrst dich ein für den restlichen Tag. Ich bleibe alleine auf der Terrasse zurück – Bienensummen in den Ohren. Ich fülle die Gießkanne und spende Regen, während in der Wohnung es so still ist wie in einem Bunker.
Du sagst: „Deine Pflanzen wachsen zu schnell“ und steigst über die Wurzeln im Flur. Ich kann nicht mehr auf die Terrasse. Du nimmst die Gartenschere und schneidest dir einen Weg durch all die Lianen und Orchideen zur Wohnzimmertür.
Ich beginne zu weinen.
Du sagst: „Schau doch hin“ und ziehst mir die Hände weg vom Gesicht. Die Sonne scheint durch das Fenster auf einen blauen Mosaikboden. Die Lichtstrahlen brechen daran und füllen die ganze Wohnung mit Licht.
„Wie ein See in unserem Urwald“, sagst du.
Bei der vergangen Lesung im Café Blá haben unsere Zuschauer für uns ihre Sehnsüchte aufgeschrieben. Diese haben wir dann untereinander ausgelost, um einen kurzen Text dazu zu verfassen. Ich habe „Lebenspartner als Mitgestalter und Mitbegleiter“ gezogen.