Er ging um den Baum herum. Hob das hintere rechte Bein. Ging zum Johannisbeerstrauch. Hob das Bein erneut. Wie hatte er es vermisst: das Gras unter seinen Pfoten. Die Sonne auf dem Fell. Und die Nachbarskatze nebenan, die eine Heidenangst vor ihm hatte. Wie hatte sein Herrchen ihn den ganzen Winter über in der Wohnung einschließen können? Nur zweimal am Tag bis zu den Mülltonnen am Ende der Straße. Er war eine Bulldogge, keine Tomatendose.
Er ging weiter zum Nachbarzaun. Hob das Bein. Die Katze lauerte vor den Veilchen auf der anderen Seite. Sie starrte auf einen Schmetterling, der vor ihr auf einer Knospe saß. Ihre Vorderpfoten hatte sie durchgestreckt. Gleich würde sie springen. Genau das war sein Moment: Er bellte laut und warf sich gegen den Zaun. Die Katze floh auf die Terrasse und von dort direkt in die Wohnung. Wie er sie verabscheute! Ihre eingebildete Art. Tötete alles, was schwächer war als sie. Einfach so. Aus Spaß. Als er sie einmal erwischt hatte, wie sie in seinem Garten streunte, hatte sie dagestanden, stocksteif und – sie hatte Glück, dass Herrchen dabei war – ihn mit ihren Kulleraugen angeschaut. „Mäh, mäh, mäh!“, hatte sie gejammert. Was mähst du, du dumme Katze? Bleib einfach in deiner Wohnung und leg dich nicht mit mir an, hatte er gedacht. Herrchen hatte ihn zurückgehalten. Jetzt bellte er noch eine Weile weiter und sah zufrieden, wie der Schmetterling zum nächsten Veilchen flog. Jetzt. Genau so. Endlich. Der Sommer war wieder da!