von Nina Lischke
Ich sitze am offenen Fenster meines Zimmers und lausche den Klängen meiner Umgebung. Ein Saxophon – leise und melancholisch landen die Schallwellen auf meinem Fenstersims, hallen noch einen Moment nach und verflüchtigen sich dann. Die Vögel in dem großen Ahornbaum zwitschern ihre Abendlieder, während der schwarze Umhang der Nacht sich über das dämmernde Grau des Tages legt. Ein Baby schreit, die Mutter redet beruhigend auf es ein, ist ja gut, schhhhhhh. Wie friedlich die Nächte doch sein können. Hier, wo kein Krieg herrscht, keine Hungersnot, wo wir alle so behütet sind.
Draußen vor dem Haus, unter dem alten Feigenbaum, sitze ich gerne abends, wenn alles schlafen geht. Erschöpft vom Tag und seinen Anstrengungen, der Hitze, dem Hunger. Ich sitze dann ganz still und lausche der hereinbrechenden Nacht. Die Heuschrecken, die knackende Lieder summen. Ein Warzenschwein, das auf der Suche nach Essensresten durch das Dorf streunt. Es wird nichts finden. Mein Magen zieht sich zusammen und ich konzentriere mich auf den Wind. Er ist mein Freund. Jede Nacht erzählt er mir kleine Geschichten von fernen Ländern und ich lasse mich davon in meinen Träumen hinfort tragen. Ich war schon in vielen Ländern! Wie friedlich die Nächte doch sein können. In ihnen fühle ich mich frei.