„Du bist reich“, stellte Lila fest und verzog das Gesicht.
„Und ich habe vor, noch reicher zu werden“, sagte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
Lila hob eine Augenbraue und fuhr sich durch das schlecht gefärbte Haar. Es sollte wohl lila sein, glich aber eher einer Mischung aus grau und türkis.
„Ich besitze keinen Cent“, sagte sie.
„Jetzt übertreibst du aber.“
„Was willst du von mir? Wieso suchst du dir kein wohlhabendes Töchterchen?“, fragte Lila.
„Ich lasse mir nicht sagen, was ich zu tun habe. Auch von dir nicht.“ Ich zwinkerte ihr zu.
Lila knabberte an ihrem Fingernagel. Sie war wütend. Ihre Stirnfalte grub sich tiefer zwischen ihre Brauen. Die Augen fixierten mich misstrauisch. „Ich auch nicht“, sagte sie nach einer Weile. Es klang wie ein Friedensangebot.
Ich nahm meine Armbanduhr ab und legte sie zwischen uns auf den Tisch. „Dafür, dass du mir ein Stück deiner Seele gibst.“
Lila schob die Uhr in meine Hälfte des Tisches. „Das habe ich nicht nötig.“
„Aber ich vielleicht.“
Lila lachte jetzt und stützte ihr Gesicht in beide Hände. „Ich will niemals von dir abhängig sein. Weder finanziell noch emotional.“
„Deal“, sagte ich und streckte ihr meine geöffnete Hand entgegen.
Lila beäugte meine Hand. „Und ich will, dass du gehst, solltest du eines Tages bemerken, dass du genug von mir hast. Sei bloß kein Weichei und versuche uns zu retten. Rechne nie aus, was eine Scheidung dich kosten würde. Entweder du brennst für uns oder du gehst.“
„Abgemacht“, sagte ich und ließ meine geöffnete Hand auf dem Tisch liegen.
Lila bewegte sich nicht.
„Du hast Angst“, stellte ich fest.
„Eine Scheißangst“, sagte Lila und starrte meine Hand an.
„Ich auch. Und das ist gut so. Ich hatte schon zu lange keine Angst mehr.“
Lila bewegte ihre Hand nun langsam in meine Richtung.
„Sag mir, wie viel Angst du hast.“
„Ich habe so große Angst, dass ich mich einscheißen könnte.“
„Das reicht nicht.“
„Okay, ich habe so große Angst, dass ich wie ein Baby heulen könnte.“
„Nicht genug.“
Ich überlegte. „Ich habe so große Angst, dass ich lieber sterben würde, als es zu wagen.“
Lilas Augen funkelten plötzlich. „Wie willst du sterben?“ Sie biss sich auf die Unterlippe.
Mir wurde heiß. Etwas schien auf meine Kehle zu drücken. „Mit einem Messer in meiner Brust. Und du sollst das Messer halten. Ich will, dass du es bist, die mich tötet.“
Lila blickte mich lüstern an. „Soll ich das Messer ganz tief in dich hineinstechen? Und soll ich dir dabei ganz nah kommen, sodass du meinen Duft in dir aufsaugen kannst, während du deine letzten Atemzüge tust?“
Ich rang nach Luft. „Ja“, hauchte ich. „Komme mir so nah du kannst.“
„Deal“, sagte Lila und nahm meine Hand.